TRÄNEN
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Januar 2023, Leipzig. Die Stadt scheint seit Monaten in Schatten getaucht, mangelnder Sonnenschein wird höchstens durch das Flimmern trashiger Leuchtreklame, das Aufblitzen penetranter Autoscheinwerfer, »Neumond« und »Vollmond« ersetzt. Im eiskalten Halbdunkel spazieren Gwen Dolyn und Steffen Israel über matschig-karge Freiflächen, vorbei an archaischen Fabrikgebäuden und verblassten Schwarz-Chrom-Graffitis. Die beiden saugen die Atmosphäre in sich auf — das Dreckswetter, das öde Treiben, die abweisenden Blicke der Späti-Verkäuferin, diesen hartnäckigen Geruch von Tristesse — bevor sie sich hastig in traute Gemütlichkeit zurückflüchten. Genauer: ins mit modrigen Teppichen ausgelegte Kellerstudio von Produzent Simon Freidhöfer. In diesem Setting erwächst Stück für Stück das Ichbewusstsein einer Band, die sich DIE TRÄNEN nennt, nach ein paar Monaten des Versteckspiels im Vorprogramm von Kraftklub die spätsommerliche Berliner Wuhlheide einheizt und am 3. November 2023 ihr Debütalbum »Haare eines Hundes« in die Welt entlässt.

Was ein Kosmos wurde, war anfangs eine Schnapsidee. Gwen Dolyn — Postergirl des deutschsprachigen Progressive-Pop-Undergrounds und der aufkeimenden NNDW — hatte sich in den Kopf gesetzt, den Deutschpunk-Klassiker »Duell der Letzten« von Chaos Z neu interpretieren zu wollen und war dafür auf der Suche nach versierten Mitmusiker*innen. Sie meldete sich bei Steffen Israel, dem Gitarristen des mit Preisen überschütteten Chemnitzer Indiepunkrap-Konglomerats Kraftklub. Steffen hatte Lust, sich zu beteiligen, man traf sich im Studio. Innerhalb kürzester Zeit wuchs aus einer klassischen Punk-Cover-Version eine deutlich innovativere Reprise: ein modernes »Duell der Letzten«, das zackig und doch dreamy, hämmernd und zugleich harmonisch, angewidert und dennoch wehmutvoll klingt. Erstaunlich organisch, improvisiert, beinahe kopflos war eine eigenständige Sound-Ästhetik gefunden, getragen von düsterer New- Wave-Aura, klangschönen Pop-Passagen, nachhallenden Vocals, 80’s-esken Synthieflächen und dominanten Gitarrenläufen. Warum also nicht einen zweiten Song schreiben, oder gar einen dritten?

Am Ende der Reise steht »Haare eines Hundes«, eine elfgliedrige LP mit cineastischem Begleitwerk. In Sound und Bild spiegelt sich die eingangs beschriebene winterliche Monotonie, gleichzeitig aber auch die entschlossene Wut gegen eben jene: »Haare eines Hundes« lebt von Retro-Aura und graumeliertem Farbenspiel, vom Mut zur Schmutzigkeit, von bizarrer Taktung und gleichzeitiger symphonischer Fülle. Chorale Episoden und sonore Ohrwurm-Momente zerstäuben in verwaschenen Brüchen; Epochalität und Rotzigkeit, Eiszeit und Kamin-Feelings liegen nur Millimeter voneinander entfernt, verknoten sich zwischen Temporeichtum und kleinen Momenten des Augenzwinkerns. Das bindende Element im Feuerwerk hämmernder NDW-Drums und kosmisch wiederhallender Synthies? Gwen Dolyns Stimme. Und, na klar, diese unverwechselbaren Texte voll nahbarer Bedrücktheit und findigem Gedankenspiel, die mal an Wir sind Helden, mal an Hans-A-Plast und mal an Ideal erinnern — »liebt ihr mich mehr, wenn Randale nur ein Wort ist für Kapitulation?«

Das vielleicht beste Exempel für Gwens regellose Schreibkunst und Steffens eigenbrötlerisches Melodienverständnis ist »Stures dummes Herz«. Was bei oberflächlichem Hinhören einen euphorischen Lovesong vermuten lässt, entpuppt sich in Wahrheit — »es ist nicht wie es aussieht« — als das exakte Gegenteil. »Stures dummes Herz« reiht sich in einen Kanon emotionaler Selbststreitgespräche ein, ist — wie viele Songs auf »Haare eines Hundes« — eine bildgewaltige Ode auf’s Verkomplizieren der Dinge. Zwischen umarmend-erschütternden feministischen Hymnen wie »Schießen lernen« oder »Kapitulation«, sinistren Abgesängen auf’s ewige Hamsterrad à la »Duell der Letzten« oder »Was bleibt« und elysisch verschrobenen Lovesongs der Marke »Alte Wunden« schwingen die sturen dummen Herzen samt sturer dummer Schmerzen im Kosmos DIE TRÄNEN stets mit. »Haare eines Hundes« ist ein hochkomplexer Disput im Auge desolater Gefühlskonstrukte, ist ein Wegweiser aus der kollektiven Resignation — »lass den Schmerz heraus, ich kotz' ihn vor dir auf den Asphalt«.

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